Erschütternde Einsichten
Das Cover zeigt ein hohes Tor, dahinter einen herrschaftlichen Park und ein großes Haus, das sowohl ein Schloss als auch ein Kloster sein kann.
Mit ihrem Roman "Das Haus der Verlassenen" zeigt uns Emily Gunnis wie mit ledigen Müttern in den 50ern und 60ern in entsprechenden Mutter-Kind-Heimen und Armenhäusern umgegangen werden konnte. Sicherlich sind nicht alle Heime so wie das von Nonnen geführte St. Margaret's (ein fiktiver, von der Autorin erfundener Ort), doch gab es in Irland und auch in England noch genug Heime, die wie im 19. Jahrhundert geführt wurden.
Über die Magdalene Laundries schreibt Wikipedia:
"Irische Magdalene Wäscherei, Die Magdalene Laundries in Irland, auch Magdalenen-Anstalten genannt, waren Haftanstalten, die normalerweise vom römisch-katholischen Orden verwaltet wurden und vom 18. bis zum späten 20. Jahrhundert betrieben wurden. Sie wurden angeblich zur Unterbringung "gefallener Frauen" geführt, von denen schätzungsweise 30.000 in diesen Einrichtungen in Irland eingesperrt waren. 1993 wurde auf dem Klostergelände einer der Wäschereien ein Massengrab mit 155 Leichen entdeckt. Dies führte zu Medienoffenbarungen über die Operationen der geheimen Institutionen. Im Jahr 2013 erging eine förmliche staatliche Entschuldigung, und die irische Regierung richtete ein Entschädigungssystem für Überlebende in Höhe von 50 Millionen Pfund Sterling ein. Die religiösen Orden, die die Wäschereien betrieben haben, haben Forderungen von Aktivisten abgelehnt, dass sie finanziell zu diesem Programm beitragen. ..."
Es ist erschütternd, wie abhängig diese Frauen von den Nonnen waren. Selbst die frisch geborenen Kinder nahm man ihnen weg. Die Unterbringung mussten sie abarbeiten wie Sklaven, wenn die Familie nicht genug Geld hatte oder nicht zahlen wollte.
In dem Roman geht es um das St. Margaret's Heim, in das die unbedarfte Ivy 1956 von ihrem Onkel geschickt wird. Dies geschieht mit Unterstützung eines Priesters und des Hausarztes. Sie hatte sich in einen Mitschüler verliebt und wurde schwanger. Leider will dieser aber wohl nichts mehr von ihr wissen, was sie erst merkt, als er auf ihre Briefe aus dem Heim nicht antwortet. Sie lernt das Leben von der härtesten Seite kennen, darf nicht sprechen und wenn den Nonnen etwas nicht passt, gibt es Hiebe. Die schlimmste Strafe erfährt sie, als sie ihr Baby nicht zur Adoption freigeben will.
Eines Tages lernt sie die 6-jährige Elvira kennen und versucht, sich so gut wie möglich um sie zu kümmern. Noch weiß sie nicht, weshalb ein Kind dieses Alters sich in dem Heim aufhält. Elvira muss genau soviel und hart arbeiten wie die anderen Frauen. Ivy liebt sie wie ihr eigenes Kind. Sie tut alles, um ihr eine Freundin zu sein. Nachdem sie festgestellt hat, was mit diesen Kindern, zu denen Elvira gehört, passiert, fasst sie einen Entschluß: Sie verhilft ihr zur Flucht, nachdem sie ihr mitgeteilt hat, dass sie draußen jemanden hat, an den sie sich wenden kann - Elviras eigene Zwillingsschwester.
Im Jahr 2017: Die junge, bisher erfolglose Journalistin Samantha, getrennt lebend und Mutter einer 4-jährigen Tochter, lebt bei ihrer Oma. Diese ist Witwe eines Antiquitätenhändlers und findet Briefe von Ivy. Samantha macht sich auf die Suche, nicht ahnend, in welches Wespennest sie sticht.
Emily Gunnis schlägt uns mit ihrem Buch in den Bann, sie hat eine wunderbare Art, die Vorkommnisse zu erzählen. Das Buch ist unterteilt in 46 Kapitel, die zwischen den Zeiten 1956 bis 2017 immer wieder hin- und herspringen. Dies bringt auch die Spannung auf die Spitze und wir erleben immer wieder neue Erkenntnisse, obwohl wir denken, schon alles zu wissen.
Das Buch wird am 01.03.2019 beim Verlag Heyne veröffentlicht. Ich danke Jellybooks und dem Sponsor Heyne, dass ich es bereits vorher lesen durfte.
Zur Autorin Emily Gunnis:
Als Kind war sie von den Vorlesungen ihres Lehrers begeistert und hockte dabei stets in Gedanken versunken auf dem kalten Parkett in der St. Lawrence Junior School.
Sie liebte es, Texte zu hören und zu lesen. Ihre Mutter war ihr sicherlich ein großer Ansporn und sie wollte es ihr gleichmachen.Sie wollte Texte schreiben und davon leben können, ihr Hobby, ja ihre Berufung zum Beruf machen. Es dauerte jedoch mehr als dreißig Jahre, bis diese Vision Wirklichkeit wurde.
Zunächst machte sie eine Ausbildung zur Journalistin und verdiente ihren Lebensunterhalt bei Zeitungen wie dem Daily Mirror. Das reichte ihr aber schon bald nicht mehr.
Groß war ihre Sehnsucht, eigene Geschichten zu erzählen. Sie kam zum Fernsehen und arbeitete bei der BBC und schrieb die scripts, Drehbücher, für BBC-Serien. In dieser Zeit lernte sie so viel sie konnte über storytelling.
So hatte sie genügend Stoff aufgesaugt, der in ihre Debut-Novelle "Girl in the Letter" einfloss.
Ihre Romane recherchiert sie akribisch, was die schockierende Handlung deutlich macht.
Emily Gunnis wohnt in Brighton, Sussex, Südengland, mit ihrem Ehemann Steve, einem Architekten, und ihren zwei verrückten, hübschen Mädchen, Grace und Eleanor.
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