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Necato Öziri - VATERMAL

Brief an einen Vater, der seinen Sohn nicht kennt


Der gut 20 Jahre alte Student Arda, Sohn türkischer Eltern, liegt mit Organversagen auf der Intensivstation. Er schreibt einen Brief an seinen Vater, der vor seiner Geburt wieder zurück in die Türkei ging, weil sein Stolz es nicht zuließ, dass er solch niedere Arbeiten wie gewünscht in Deutschland verrichten wollte.


Die Eltern waren voraus nach Deutschland geeilt, die Kinder folgten später, nachdem sie in der Zwischenzeit bei der Großmutter blieben. Arda war da noch gar nicht geboren. Von dieser Zeit erhält er auf dem Bett der Intensivstation von seiner Schwester erzählt. Sein Vater machte sich nachts auf und davon, ohne Abschied. Er selbst konnte ihn nie kennenlernen. So kam es, dass er sich eines Tages auf dem Ausländeramt wiederfand, weil er keinen Pass hatte.


Arda hat alles durcherlebt, das Abgestempeltsein als Ausländer, das Familienleben mit alkoholkranker Mutter, das Abhängen mit anderen Migranten.


Er berichtet seinem Vater ausführich, wie es ist, in einer Frauenwelt aufzuwachsen. Auch davon, dass seine Schwester ausgezogen ist. Er rechnet ab.


Dieser intensive Roman fesselt ab Beginn und ist ein großartiges Debüt des Autoren Necati Öziri.


Zum Autor Necati Öziri:

Vita von Necati Öziri

Necati Öziri, geboren in einer der vielen grauen Ecken des Ruhrgebiets („Hölle Hölle Hölle!"), hat Philosophie, Germanistik und Neue Deutsche Literatur in Bochum, Istanbul und Berlin studiert. Er lebt in Berlin sein drittes Leben, schreibt, macht Theater und manchmal einen auf Intelelli, wofür ihm sein sechzehnjähriges Ich wahrscheinlich eine Schelle verpassen würde. In seinen Texten ist natürlich alles wahr. Öziri war Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung und unterrichtete an der Ruhr-Universität Bochum formale Logik, bis er feststellte, dass Logik die Welt nicht besonders gut beschreibt. Seitdem versucht er zu schreiben, nicht wie die Welt ist, sondern wie sie sich anfühlt. Er ist erbitterterer Feind von Kälte, Lactose und Kurz-Biographien. 

Als Theaterautor schreibt er für das Maxim Gorki Theater, das Nationaltheater Mannheim und das Schauspielhaus Zürich. Öziri trifft sich regelmäßig mit alten Versionen seiner selbst, sie sitzen in Schulheften voller Kaffeeflecken herumblätternd auf dem Boden von Ämtern und warten (worauf eigentlich?) oder sie chillen auf Bänken am Bahnhof und bieten ihm einen Joint  an.  Bei  den  45.  Tagen  der  deutschsprachigen  Literatur  (Ingeborg-Bachmann-Preis) gewann er den Kelag-Preis  und  den  Publikumspreis.  Als  Kurator  leitet  er  zudem  das Internationale  Forum  des  Theatertreffens  der Berliner  Festspiele.  Bei  Wut  und  anderer Erregung dunkelrote Färbung der Ohren.  (Ullstein/urheberinnen/necati-oeziri)

Foto:Öziri (c) Bahar Kaygusuz_2.tif)

Rena Koopmann - Nornenzeit. - Als wir vergessen waren

Fesselnd von Anfang bis Ende


Anni und Greta sind getrennt, Greta Nähe der russischen Linien. Der 2. Weltkrieg wütet.

Greta sieht sehr viel Leiden und ist sehr einsam. Doch ihr Leben wird wieder lebenswerter.Die Autorin Rena Koopmann hat die Gabe, uns miterleben zu lassen.

Einzig, dass ich mich frage, es gibt weitere Bände? Da bringt meine Neugierde mich natürlich dazu, weiter zu lesen.

Ganz klare Leseempfehlung!!!




Zur Autorin Rena Koopmann:

Rena Koopmann schreibt Geschichten, in denen die Wirklichkeit stets ein wenig aus den Fugen gerät. Besonders gern kombiniert sie dabei historische, romantische und übersinnliche Elemente. Die gebürtige Münsterländerin lebt mit ihrer Familie in der Nähe der niederländischen Grenze, umgeben von Schlössern und parkartigen Landschaften, die in der Ferne bis an den Horizont stoßen. (Quelle: Amazon)

August Schrader - Der Todeskandidat

 Mittelalter halt



Rosa Cover mit Schmetterlingen, Vogelbauer und lila Blumen. Oben der Name des Autoren August Schrader. Mittig lesen wir groß den Titel "Der Todeskandidat".


Wunderbarer Mittelalterkrimi, langsam aber sicher aufgebaut, mit viel Standesunterschieden, schlechtem und bösem Gefühl und Herz.  Die beiden anderen werde ich auch noch lesen. Viel zu neugierig wurde ich zurück gelassen. Ich habe den Roman verschlungen. Dieses Buch beinhaltet Band 1 und 2. Die anderen beiden Bücher (Band 3/4 und Band 5/6) werde ich bestimmt auch noch lesen.


August Schrader bedient sich der Sprache der Zeit, wie ich sie mir vorstelle. Häufig wird die 3. Person Plural statt des heutigen 2. Person Singular oder der Höflichkeitsform "Sie"  angewendet.


Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, die Protagonisten zu begleiten bis zum Ende, das leider zu schnell kam. Ich empfehle diesen Roman unbedingt.

Sebastian Fitzek - Der Heimweg

 Fast zu übertrieben


Ein schwarzes Cover, das oben in weiß unübersehbar den Namen des Autors Sebastian Fitzek zeigt, darunter "Psychothriller".

Nun folgt mittig ein weißes Viereck, in dem eine schwarz gekleidete Frau läuft, darunter der Titel des Romans "Der Heimweg". Auf der eBook Ausgabe sehen wir, dass es sich um einen Spiegel Bestseller handelt, herausgegeben im Verlag Knaur.


Eine Frau ruft beim Heimwegtelefon an, sie fühlt sich verfolgt und ist verängstigt. Dem Mann am anderen Ende erzählt sie ihren Leidensweg, er drängt sie dazu, um zu verhindern, dass sie auflegt. Was sie erzählt, ist schier abstrus. Als Leser ist man vversucht, das Buch aus der Hand zu legen.


Sebastian Fitzek hat Bücher auf unterschiedliche Arten geschrieben. Sehr häufig hat das Ende die gesamte Handlung umgestoßen. Dann gab es solche, die von Anfang bis Ende logisch spannend waren. Natürlich gibt es von Fitzek auch Romane, die den Haupthandlungsstrang ad absurdum führen. Und ganz wenige las ich, von denen ich dachte, "das hat er nicht selbst geschrieben". Bei einigen ist es wichtig, das Nachwort zu lesen, um zu verstehen.


Diesen Roman sollte der interessierte Leser selbst beurteilen. Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass er mehr als brutal ist. Bei Fitzek war es eher bisher PSYCHOspannend, als BLUTrünstig. Ich persönlich habe andere Bücher von Fitzek lieber gelesen, deshalb gibt es von mit 3 Sterne.

Alan Garner - Treacle Walker - DER WANDERHEILER

Ein Junge, gefangen in seiner Phanasie


Die Silhouette eines Knabenkopfes, in dem sich  ein Baum befindet, unter dem jemand sitzt, können wir auf dem Cover bewundern. Der Kopf wird umrankt von Blättern. Davor sehen wir ein kleines schwarzes Pferd. Über dieser Collage lesen wir den Namen des Autors Alan Garner und darunter den Titel des Buches "Treacle Walker - DER WANDERHEILER". Zudem weist uns der Umschlag des Printexemplars darauf hin, dass dieser Roman Preise erhielt.


Joseph Coppock ist ein Junge der 2020-er, der allein lebt in einem Haus mit Kamin und Spiegel, mit Murmeln spielt, Comics liebt und Vogeleier sammelt. Auf einem Auge ist er fast blind. 

Von seinem Fenster aus sieht er auf einen Platz, auf den eine Kutsche zu stehen kommt, die von einem Pferd gezogen wird. Lumpensammler Treacle Walker sitzt darauf und preist seine Waren, wie ein leeres Töpfchen Allheilmedizin und einen Stein an. Seltsamer Weise findet Joe, der ihm seinen alten Schlafanzug und einen Knochen anbietet, auf allem seinen eigenen Namen.

Die Unterhaltungen der beiden ziehen in Bann, wo der eine in Gleichungen und Reimen spricht, spricht der andere in der Sprache der Comics, die er liebt. Hinzu kommt noch Thin Amren, der im Feuchten, besser Nassen wie Moor, schläft und träumt, denn was er träumt, ist. Und spätestens hier beginnen wir die hinter allem steckende Philosophie zu erfassen. Ich bin sicher, ich werde das Buch nochmals lesen.

Ja, Alan Garner ist ein begnadeter Autor, der in einem Zug mit Tolkien genannt wird und er ist meines Erachtens absolut lesenswert.

Der Roman wurde veröffentlicht 2021 in der Hobbit Presse, die deutsche Ausgabe am 15.07.2023 im Verlag Hobbitt Presse/Klett-Cotta.


Zum Autor Alan Garner:

Michael Paul - Die Trostbriefschreiberin

Schuld


Das Cover dieses Romans zeigt eine Nonne von hinten vor einem Fenster ihrer Zelle. Es ist schlicht in hell, nach unten hin dunkel werdend gehalten, oben ganz dünn der Name des Autors Michael Paul, unten über dem schwarzen Habit lesen wir in weißen Lettern den Titel dieses aufrüttelnden Romans "Die Trostbriefschreiberin".

Ein Kloster in der Eifel im Landkreis Bad Neuenahr/Ahrweiler soll verkauft werdene, ein Investor will dort ein Wellnesshotel samt Golfplatz ansiedeln. Alles ist unter Dach und Fach, selbst die Nonnen sind umgesiedelt, einzig die 99 Jahre alte Priorin weigert sich, auszuziehen. Der Gemeinde Domthal käme dies alles sehr gelegen, zumal nach den Überschwemmungen öffentliche Gelder sich in die vorab überfluteten Gebiete gingen.

Immer wieder ist dieser Fall mit der sich weigernden Nonne eine Meldung wert, zumal der Kaufvertrag nur zustande kommt, wenn das Kloster leer steht. Die junge Journalistin Mel erhält den Auftrag, dieser Sache mal auf den Grund zu gehen. Und tatsächlidh hat sie das Glück, dass die 99 Jahre alte Sr. Scholastika mit ihr spricht. Ja, sie geht sogar noch weiter, sie lädt sie ein, im Kloster zu wohnen, zu viel ist es, worüber sie reden werden, denn sie einigen sich, ein Buch zu schreiben. Schließlich ist die Nonne seit Mitte der 40-er Jahre im Kloster, ohne es je verlassen zu haben.

Unterdessen lobt der Investor 1 Million Euro aus, die die Nonne erhalten soll, um sie anschließend der Gemeinde zu spenden. Doch dann kommt es zum Knall, der Rechercheur bei Mels Zeitung, aber nicht nur der, hat etwas ausgegraben!

Michael Paul hat eine wunderbare fesselnde Art, uns Leser mitzunehmen. Das Thema, um das es hier letztendlich geht, ist zur Zeit wieder sehr aktuell und sollte es immer sein! Besonders gut weist uns das Vorwort "Ein Auszug aus dem Nachwort" vom Leitenden Oberstaatsanwalt a.D. Kurt Schrimm über "Schuld", das im Nachwort weitergeht, darauf hin. Und auch die Ausführungen des Historikers und Politologen Thomas Stöckle über Grafeneck 1940, Euthanasieverbrechen in Südwestdeutschland soll man sich unbedingt zu Gemüte führen. 

Veröffentlicht im BUNTE HUNDE Verlag am 01.04.2023, als Hardover erhältlich überall im Buchhandel und auf michael-paul.eu, als E-Book in allen gängigen Online-Shops.


Zum Autor Michael Paul:


Peter Braukmann - Traumwelt

 "Nur noch kurz die Welt retten"


Den Song von Tim Bendzko musste ich sofort mit dieser Rezension verknüpfen, zumindest das Zitat "Muss nur noch kurz die Welt retten". Autor Peter Braukmann dachte sich durch die Geschwister Sean und Zoe träumend in eine Welt, in die auch andere Träumende geraten. Die Traum ist das Spiegelbild unserer Welt, die sich so langsam aber sicher selbst zugrunde richtet. Nur von der Traumwelt aus kann alles gerichtet werden. Voraussetzung ist, Sieben Übergangstore in Besitz zu nehmen. Die jungen Leute sind sofort dazu bereit, zu helfen, doch sie sind viel zu jung. Gott sei Dank vergeht in der Traumwelt die Zeit viel langsamer.


Und so werden sie zu gegebener Zeit erneut aufgesucht, denn jetzt ist die Zeit gekommen, in der sie helfen können. Doch böse und gierige Mächte sind ebenfalls dabei, die Welten zu übernehmen.


Anfangs dachte ich, wie schön, ein Fantasyroman, Mensch und Tier können sich verstehen, Zwerge und Elfen spielen wichtige Rollen. Doch für diese Überlegungen war es einfach noch zu viel Roman. Da musste noch was kommen. Und so war es. Und nein! Das ist kein Fantasyroman für Kinder!


Anfangs konnte ich nicht glauben, dass der Autor derselbe ist wie der mir bekannte Folksänger. Doch er ist es wohl wirklich! Glückwunsch! Ich habe den Roman verschlungen. Er ist sehr gut gelungen, die Idee ist einmalig. Er erhält von mir 5 Sterne.



Zum Autor Peter Braukmann:

Lebenslauf von Peter Braukmann

Peter  Braukmann geb. 23.01.1953 Siebeneichenerstr. 32 03521 - 7190338 lebt mit Frau und den Kindern Zoe (16) und Sean (14) in 01662 Meißen. Er war von 1983 bis 1989 Produzent von Kabarett-Schallplatten und Radiosendungen, etwa mit Else Stratmann (Elke Heidenreich), Gerd Dudenhöffer, Ernst Stankovski und vielen anderen. Es folgte von 1990 bis 2004 redaktionelle Arbeit beispielsweise für Monty Python, Samstag Nacht, Die Wochenshow , SAT1 oder Hausmeister Krause, ausgezeichnet mit dem deutschen Comedy Preis. Seit 2008 lebt Peter Braukmann als freier Autor in Meißen. - Quelle LovelyBooks

Necato Öziri - VATERMAL

Brief an einen Vater, der seinen Sohn nicht kennt Der gut 20 Jahre alte Student Arda, Sohn türkischer Eltern, liegt mit Organversagen auf de...