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Helene Tursten - Sandgrab

 Spannend mit überraschendem Ende


Das düster erscheinende Cover macht neugierig. Magisch angezogen wird der Blick von einem Holzhaus in Schwedenrot, dahinter sind dunkle Wolken, auf denen wir den Titel "Sandgrab" lesen, darüber steht der Name der Autorin Helene Tursten.

In einer schwedischen Kleinstadt verschwinden ganz kurz hintereinander zwei kleine Kinder. Kriminalinspektorin Embla Nyström der mobilen Einheit der Bezirkskriminalpolizei Västra Götaland übernimmt den Fall mit ihren Kollegen Hampus, Göran und Paula. 

Die Einwohner der Kleinstadt richten ihren Verdacht und Zorn auf den sonderbaren Autististen Kristoffer, der von seinem Vater und seiner Tante beschützt wird. Plötzlich bricht bei diesem ein Brand in der Scheune aus. Im Krankenhaus wird Kristoffer von der Polizei und von seiner Tante bewacht, doch auch hier ist er nicht sicher.

Die große Frage ist: läuft im idyllischen ein Serienmörder herum und vor allem: leben die Kinder noch?

Helene Tursten schafft es immer wieder, dass die Spannung wieder steigt, wenn auch nicht so stark wie man es von den Irene Huss-Romanen kennt. Die einzelnen Charaktere sind gut ausgearbeitet, allerdings ist Emblas Team als solches nicht homogen. Das Ende des Romans ist absolut überraschend. 

Der Roman wurde übersetzt von Antja Rieck-Blankenburg, er erscheint bei btb.

31 div. Schriftsteller - Flo, der Flummi und das Schnack

           

Ein phantasievolles Cover schmückt dieses Märchenbuch. Auf dunkelblauem Grund sehen wir in den Ecken in Gelb Phantasiewesen und Spielzeug, mittig in Rot der Titel des Buches "Flo, der Flummi und das Schnack", darunter in kleinerer Schrift und in gelben Lettern "und andere Vorlesegeschichten für Kinder und Eltern, die sich nicht langweilen möchten". 

Die Märchen, die sämtlich zumindest mir unbekannt sind, wurden dem Familienmagazin NIDO (die Zeitschrift für junge Familien) entnommen. Geschrieben haben sie bekannte Schriftsteller*innen, Musiker*innen und Künstler*innen, die für diese zweimonatlich erscheinende Familienzeitschrift, die von April 2009 bis Juli 2019 erschien, eine Vorlesegeschichte schreiben durften. Die besten Geschichten wurden nun für dieses Buch zusammengefasst. 

Die Vorlesegeschichten sollen für Kinder von 3 - 8 Jahren sein. Doch lediglich eine Geschichte ist für 8-jährige. Alle anderen sollen für Kindergarten- und Vorschulkinder sein. Nach meinem Dafürhalten sind die meisten Märchen sehr wohl für phantasiebegabte Kinder ind den ersten Schuljahren geeignet. Vielleicht sollten diese ihren kleineren Geschwistern die Märchen vorlesen, dann macht es ihnen auch viel mehr Spaß.

Sprechende Tiere und Wollknäuel, reine Tiergeschichten, aber auch die Problematik, wenn sich eine Oma im Alter verändert - all dies wird in allerliebste Märchen verpackt - von Alina Bronsky, Feridun Zaimogly, Lena Gorelik, Olli Schulz, Selim Özgodan, Tino Hanekamp, Tex Rubinowitz, Juli Zeh, Nora Gantenbrink, Rocko Schamoni, Jochen Distelmeyer, Harriet Köhler, Niels Frevert, Moritz Rinke, Alexa Hennig von Lange, Gisbert zu Knyphausen, Michal Hvorecky, Katharina Hagena, Wladimir Wiktorowitsch Kaminer, Frank Schulz, Bernadette La Hengst, Eva Menasse, Jochen Schmidt, Olga Grjadnowa, Paul Maar, Flake, Laura Tonke, Peter Praschl, Florian Sump, Amelie Fried, Frank Spilker. Für jede einzelne Geschichte hat Martina Liebig eine wunderbare Illustration beigefügt.

Es sind fesselnde Gute-Nacht-Geschichten. Da sie immer gut ausgehen, werden die Kinder anschließend auch gut schlafen. Ich als erwachsene Oma war auf jedenfall gefesselt von diesen Märchen, die wohl lange nicht alle kennen. Ich habe mir vorgestellt, am Bett eines kleinen Kindes zu sitzen und vorzulesen. Und wenn alles gut ausgegangen ist, können dem Kind beruhigt die Augen zufallen. 

Zum bevorstehenden Weihnachtsfest kann ich diese Buch, das im Verlag Kiepenheuer und Witsch herausgegeben wurde, wärmstens empfehlen, aber natürlich auch zu einer anderen Gelegenheit.













Andrea Reinhardt - Teufelseltern

 Nichts für schwache Nerven!


Ein dunkles Cover zeigt ein Bett, nur mit Lattenrost und einer Decke in einbem schmutzigen Zimmer. Eingenommen wird das Cover von dem Titel, in durchbrochenem Rot "Teufelseltern". Darüber in weiß der Name der Autorin Andrea Reinhardt. Mittig in klein "Erster Fall für Sonderermittlerin Natalie Benett", ganz unten weist das Cover darauf hin, dass dieser Roman ein Thriller ist.

Emilia hat zwei kleinere Geschwister. Sie alle werden von ihren trinksüchtigen Eltern ständig drangsaliert und vom Vater, wenn er von seinen Sauftouren kommt und sich bei seiner Frau ausgetobt hat, erfahren sie noch schlimmeres. Ihre Mutter steht ihnen nicht bei. Wenn der Vater außer Haus ist, tobt sie sich bei ihren Kindern aus. Dies wird im Roman zum Teil minutiös berichtet, deshalb sollten schwache Gemüter die Finger von diesem Buch lassen.

Eines Tages nimmt sich Emilia vor, sich und ihre Geschwister zu retten, doch leider passiert etwas Unvorhersehbares, das nicht wieder gutzumachen ist.

Dies alles passiert 2013.  

Drei Jahre später verschwinden von der Kinderstation nacheinander zwei Kinder aus glücklichen Familien. Sonderermittlerin Natalie Benett, geschiedene Ehefrau vom Kinderarzt Dr. Benett, ermittelt mit ihren Kollegen auf dessen Station.

Dieser Fall ist schwer für sie, sie hat selbst vor drei Jahren ein Kind verloren und es wurde nur tot wiedergefunden. Die Ehe zerbrach, sie trank immer mehr. Jetzt hat sie eine Entziehungskur hinter sich und ist wieder im Dienst.

Die Ermittler finden keine Hinweise für die Aufklärung der Entführungen. Hat das Pflegepersonal etwas mit dem Verschwinden zu tun? Erst als zwei Rettungssanitäter bestialisch ermordet aufgefunden werden, ihr Rettungswagen jedoch nicht auffindbar ist, hoffen sie dem Entführer näher zu kommen.

Die Zeitsprünge 2013 und 2016 werden vor den Kapiteln deutlich angezeigt, so dass man sich zurechtfinden kann. Der Roman verlangt dem Leser einiges ab, ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass  die Gewalt und der Missbrauch an Kindern sehr ausführlich berichtet werden. 

Die Lösung des Falls ist absolut unvorhersehbar. Bis zum Schluss hält die Spannung an und Gott sei Dank hat der Roman seinen Untertitel. 

Ich weiß nicht, wie Andrea Reinhardt es fertigbrachte, in dieser Art über Missbrauch und Gewalt zu schreiben. Mir als Leser war häufig danach, das Buch wegzulegen. Aber dafür ist es zu gut geschrieben und spannend bis zum Schluß. Ich bin gespannt auf die nächsten Fälle mit dieser Sonderermittlerin.

Verlegt hat die Autorin den Roman als Self-Publisher bei tredition.

Anne Stern - FRÄULEIN GOLD (2) Scheunenkinder

 Berlin, Anfang der 1920-er Jahre


Auf dem Cover schwarz-weißen blickt uns eine junge Frau mit mittellangen nach damaliger Mode frisierten dunklen Haaren und dunklen Augen in einem ebenso dunklen Mantel entgegen. Rechts von ihr lesen wir den Namen der Autorin Anne Stern. Darunter in goldenen großen Lettern "FRÄULEIN GOLD" und darunter wiederum in weiß "Scheunenkinder".

Im Prolog wird über eine junge namens Frau Ruth berichtet, die sich im Jahr 1902 verliebt und doch weiß, dass sie einen anderen heiraten muss.

Man schreibt das Jahr 1923. Die Menschen sind arm, es gibt wenig zu essen, das aber nur teuer zu erwerben ist. Ihr Geld tragen sie wegen der Inflation in Taschen und Koffern zu den Einkäufen, es ist das Papier nicht wert, auf das es gedruckt wurde. Hulda Gold ist eine gefragte, wenn auch von den Ärzten nicht gern gesehene Hebamme. Bei Schwierigkeiten während der Geburten ruft sie die Ärzte zur Hilfe bzw. sorgt sie dafür, dass die werdenden Mütter ins Krankenhaus gebracht werden. Diese haben jedoch sehr wenig Vertrauen in diese Institutionen.

Sie wird eines Tages ins Scheunenviertel gerufen. Hier wohnen viele Juden, auch ganz strenggläubige. Zu einer der ganz strenggläubigen Familien muss Hulda. Die Schwiegertochter Tamar ist guter Hoffnung. Doch diese hat innerhalb ihrer Familie einen schweren Stand. Sie ist nicht nur keine Jüdin, ist ist auch Armenierin und sehr abergläubig. Ihre Schwiegermutter lässt sie links liegen, sie kann ihr nichts recht machen. 

Kurz darauf entbindet Hulda Tamar von einem gesunden Jungen. Der junge Rabbi des Viertels summt dem Neuankömmling Lieder vor, aber insgesamt ist er Hulda nicht geheuer. Als die Hebamme zwei Tage später nach Mutter und Kind sehen will, ist es verschwunden. Alle Fragen innerhalb der Familie nutzen ihr nicht. Doch sie gibt nicht auf. Sie fragt in der Nachbarschaft nach und sucht das Gespräch mit dem jungen Rabbi.

Innerhalb des Scheunenviertels wird es immer gefährlicher, denn die Juden werden angegriffen, wo sie sich auch nur zeigen. Doch Hulda lässt sich nicht von der Suche nach dem Neugeborenen abhalten.

Anne Stern hat uns mitgenommen in die Zeit der Inflation bis zur Einführung der Rentenmark. Heutzutage kann man sich gar nicht vorstellen, wie es den Menschen seinerzeit ging und nur hoffen, dass so etwas nicht wieder passiert. 

Eindringlich und doch unterhaltsam berichtet die Autorin uns vom damaligen Leben in Berlin, von seinen Unterhaltungen wie Cafés, Tanz und Kino, aber auch von den Ängsten der Menschen vor Schlägereien, Totschlag, Kinderhandel und von ihrer Armut - Hulda Gold ist durch ihren Beruf nah am Geschehen. u.a.

Dieser fesselnde Roman ist der zweite aus der Trilogie um "Fraulein Gold". Man kann ihn ohne Kenntnis des ersten "Fräulein Gold - Schatten und Licht" lesen. Jedoch ist es wie immer besser, auch den ersten Teil zu kennen. 

Es war schade, dass der Roman zu Ende war. Doch ich wurde dadurch besänftigt, dass es noch eine weitere Ausgabe um die Hebamme Hulda Gold geben wird. Einen Auszug aus diesem Roman, der im Mai 2021 erscheinen soll, kann man im direkten Anschluss an die Danksagung zu diesem Roman lesen.

Veröffentlicht wurde der Roman am 13.10.2020 im Verlag rowohlt POLARIS.

Verena Dahms - Sarah will hoch hinaus

Wie das Leben so spielt



Das schwarz-weiße Cover dieses unterhaltsamen und dennoch nachdenklich stimmenden Romans zeigt eine junge blonde Frau an der Aussichtsterrasse (Pfalz) hinter dem Basler Münster mit Blick auf den Rhein und die Basler Altstadt. Die Protagonistin Sarah trifft sich hier gerne mit Freunden. Oben auf dem Titelbild lesen wir in blau und in starken Lettern "Sarah", darunter in schwarz und dünn "will hoch hinaus". In weiß im unteren Drittel sehen wir den Namen der Autorin Verena Dahms.

Sarah Vogt, angesehene EDV- Analystin, bekommt wegen einer Fusionierung ihrer Firma die Kündigung. Sie fällt aus allen Wolken. Ihr guter Arbeitskollege Bruno tröstet sie und macht ihr Mut, bald etwas anderes zu finden. Weil sie nicht mehr die Jüngste ist, ist sie bei der Arbeitsvermittlung schwervermittelbar. Die Arbeitgeber wollen junge Leute mit -zig Jahren Berufserfahrung! Das kennt man ja. Sie nimmt eine unterbezahlte Stelle in einem Sanitärhandel an und fühlt sich natürlich rasch stark unterfordert. So gibt sie auch schnell diesen Job wieder auf.

Weil Sarah sehr ehrgeizig ist, hat sie sich bereits vor längerer Zeit einer kleinen Fasnachtsclique angeschlossen. Das muss man, wenn man wer sein möchte in Basel. Das macht ihr sehr viel Freude. Hier hat sie auch einen Mann kennengelernt, Mischa, der ihr ein Freund wird. Dieser gibt ihr Tipps, wie sie beruflich weiterkommen kann.

Sarah erlebt in der kommenden Zeit soviele Nackenschläge, dass sie bald verzweifelt. Sie hat zwar ein sogenanntes intaktes Elternhaus, doch der Familie konnte sie noch nie etwas recht machen, geschweige denn über ihre Sorgen reden. Das wäre wie ein verlorener Krieg. Gott sei Dank stehen ihr Bruno und Mischa zur Seite. 

Verena Dahms hat ein wunderbares Buch über eine starke und selbständige Frau geschrieben, die sich aber auch ihrer Tränen nicht schämt. Allerdings zeigt sie diese nur ihren engen Freunden. Der Roman fesselt von der ersten bis zur letzten Seite. Er zeigt auf, wie wichtig Freundschaft und Nähe ist, auch wenn man meint, alles allein schaffen zu können. Die Protagonisten Sarah und Mischa sind wunderbar herausgearbeitet, man meint, sie zu kennen.

Für mich persönlich war es etwas ganz Neues, über die Basler Fasnacht Näheres zu erfahren. Das wusste ich alles so noch nicht und fand es äußerst interessant.

Dies ist eins der besten Bücher von Verena Dahms. Ich kann es nur empfehlen, vor allem solchen Menschen, die etwas Ansporn benötigen.

Das Coverdesign ist von Irene Repp (https://daylinart.webnode.com), die Bildrechte liegen bei Sergey Skripnikov.


Lisa Lercher - Die Mutprobe

Dialektisch gewöhnungsbedürftig



Cover: auf grauem Asphalt liegt eine zerbrochene Barbiepuppe mit hellblauem Röckchen, darüber in hellblau der Titel "Die Mutprobe" und darüber dann der Name der Autorin Lisa Lercher. Das Cover weist darauf hin, worum es in diesem Kriminalroman gehen soll.

Sabine hat sich durchgerungen, zu einem Klassentreffen in ihr Heimatdorf zu fahren. Einerseits ist sie neugierig, was aus den anderen geworden ist, insbesondere aus ihrer Jugendliebe Leonhard. Andererseits möchte sie über ihren eigenen Schatten springen, nach 20 Jahren wieder dorthin zu fahren. Sie sieht es als eine Mutprobe, denn allzu Schlimmes hat sie erlebt, von dem niemand etwas ahnt. 

Sie möchte gleich am Abend des Treffens wieder zurück nach Wien, sie hat sich vorgenommen, in eine Therme zu fahren. Doch dann erhält Leonhard einen Anruf, sein jüngster Sohn Max ist nicht nach Hause gekommen. Alle wollen bei der Suche helfen, auch Sabine. Sie steht Leonhards Ehefrau zur Seite, zumal sie Arges ahnt, ist sein Sohn doch nach seiner Nachhilfe verschwunden.

Der Leser sieht fast alles aus der Sicht von Sabine, bekommt ihre Gedanken mit und ihre Qualen. Sie weiß, was Kinder daheim erzählen und was nicht.

Lisa Lercher hat im Roman leise die Spannung steigen lassen. Man leidet mit den Eltern von Max mit. 

Die Protagonisten dieses Romans sind eindringlich dargestellt. Für viele Leser wird es schwierig sein, den steirischen Dialekt immer zu verstehen. Die Autorin Lisa Lercher ist in der Steiermark geboren und arbeitet in Wien in der östereichischen Bundesverwaltung im Fachgebiet "Gewalt gegen Frauen und Kinder". Dies läßt sie in ihre Romane einfließen.

Der Roman wurde mit Hajo von Stetten, Peter Weck u.a. verfilmt.

Gunnar Schwarz - Der Frauenwkeller

  Spannung wellenförmig Ein dunkles Cover, eine Frau geht eine Treppe hinunter.  Man findet eine bestialisch zugerichtete Leiche einer Frau ...