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Regina Scheer - Gott wohnt im Wedding

Ein altes Haus hat viel erlebt


Das Cover ist weiß, quer über dem Buchrücken sieht man einen Straßenzug. Mittig in blauen Lettern liest man den Namen der Autorin REGINA SCHEER, darunter den Titel "GOTT LEBT IM WEDDING" in schwarz.

Das um 1890 in Berlin-Wedding erbaute Mietshaus weiß, dass es mit ihm zu Ende geht. Es soll abgerissen werden. Das Haus resümiert (in der Ich-Form), was es über all die Jahre erlebt hat.

Leo Lehmann, ein Jude, der während des 2. Weltkrieges in diesem Haus bei Gertrud Romberg als "U-Boot" untergeschlüpft und später nach Israel ausgewandert war, steht 75 Jahre darauf vor dem Haus. Er hat Angelegenheiten zu regeln, die mit dem Erbe seiner 1998 verstorbenen Ehefrau zusammenhängen. Begleitet wird er von seiner Enkelin Nira.
Gertrud Romberg lebt noch immer im Haus, doch er weiß nicht, ob er sie sehen will. Er nimmt an, dass sie ihn und seinen Freund seinerzeit verraten hat.

Im Haus haben neben Gertrud auch Russinnen vorübergehend gewohnt und vor allem Szinti und Roma. Die Geschichte der Roma, insbesondere der Familie Fidler und ihrer Nachkommen wird sehr ausführlich im Roman "Gott wohnt im Wedding" behandelt. Überhaupt ist dies der erste Roman, den ich persönlich kenne, der einmal ganz besonders auf die Probleme der Sinti und Roma eingeht. Ständig auf der Flucht, keiner will sie haben, seien wir doch ehrlich! Da ist die studierte Laila, die ihre Abstammung gar anfangs im Wedding verbirgt, doch später, als sie anderen Sinti hilft, dann doch dazu steht.

Ein ganz toller Roman, in dem Generationen ums Überleben kämpfen. Wir begleiten zwei Familien durch diese schweren Zeiten in über 100 Jahren. Der Roman ist sehr unterhaltsam, auch wenn er Längen aufweist. Doch er macht auch neugierig, so dass man das Buch nicht so schnell aus der Hand legt.

Die Autorin Regina Scheer hat die Protagonisten sehr lebensnah geschildert, man kann sich alles gut vorstellen. Sie malt mit ihren Worten, es ist toll, wenn jemand mit der deutschen Sprache die deutsche Geschichte so bildhaft schildern kann.

Das Buch erscheint im Verlag Penguin.


Zur Autorin Regina Scheer:

Regina Scheer wurde 1950 in Ost-Berlin geboren. Sie studierte von 1968 bis 1973 Theater- und Kulturwissenschaften an der Humboldt Universität zu Berlin.
Sie war Texterin beim Oktoberklub. Von 1972 bis 1976 arbeitete sie als Redakteurin der FDJ-Studentenzeitung Forum, von 1980 bis 1990 bei der Literaturzeitschrift Temperamente.
1980 war sie Redakteurin bei der Literaturzeitschrift Temparamente.
Seit der Wende arbeitet sie freiberuflich als Publizistin, Historikerin und Herausgeberin. Sie lebt in Berlin-Wedding.
Ihre Schriftstellerische Laufbahn beschritt sie mit Büchern zur deutsch-jüdischen Geschichte und den eigenen Erfahrungen auf diesem Gebiet. 2014 gab sie dann ihr Romandebüt, der mit dem Mara-Cassens-Preis, sowie dem Ver.di-Literaturpreis Berlin Brandenburg ausgezeichnet wurde.
Regina Scheer hat eine ganze Reihe von Büchern veröffentlicht u.a.: AHAWAH, das vergessene Haus, Es gingen Wasser wild über unsere Seele, Im Schatten der Sterne, „Wir sind die Liebermanns“, Mausche mi-Dessau: Moses Mendelssohn. 

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