Ein Zeugnis unverarbeiteter Traumata
Charlotte Kliemann führt uns an zwei Menschen heran, die in ihrer Kindheit Unvorstellbares erlebten und sich per Zufall kennenlernen.
Martin ist Journalist, er hat einen Bruder, der Wohnungen entrümpelt. In einer Wohnung findet er einen Laptop, auf dem sich in einer Datei die Lebensgeschichte einer jungen Frau befindet. Er schickt den Laptop an Martin. Diesen fesselt der Inhalt der Datei so sehr, dass er die Verfasserin Claudia kennenlernen möchte. Das klappt leider nicht.
Daraufhin verarbeitet er in einem Buch seine eigene Vergangenheit. Das Buch wird verlegt.
Eines Tages meldet sich Claudia von sich aus bei ihm. Sie hat sein Buch gelesen und möchte ihn kennenlernen.
Der Roman "Die Zeit der vergessenen Kinder" ist ein fesselndes Zeugnis der 1940er Jahre. Martins Mutter Rubina, eine Roma ("Zigeunerin"), die zu dieser Zeit ein Kind war, erlebte für sie Schlimmes und Prägendes. Der nächste Teil der Geschichte ist 1976. Hier beginnt Martins tief vergrabene Geschichte. Und 2008 lernen sich Martin und Claudia mit ihrem jeweils "schweren Gepäck" kennen, sie haben ihre Vergangenheit immer noch nicht bewältigt, ja sich ihr noch nicht einmal ganz gestellt. Beide sind unsicher, trauen sich selbst nicht und rechnen mit dem Schlimmsten für ihre noch kurze Beziehung. Wird alles gut werden, wenn es keine Geheimnisse mehr gibt oder ist alles hin?
Selten hat mich ein Buch dermaßen gefesselt: durch die Schilderung der Lebensumstände der Roma aus Rubinas Sicht in 1976, litt ich unsäglich mit Martin und bis zum Schluss hoffte ich mit den "vergessenen Kindern", Claudia und Martin.
Die Autorin hat ein fesselndes Zeugnis über Schicksale abgelegt, die sich noch Generationen später auswirken. Das Buch ist sehr gut zu lesen.
Das Cover zeigt zwei Kinder auf einem Steg am Wasser. Der Junge legt beschützend seinen Arm um das Mädchen. Das Bild ist braun, wie eine alte Schwarz-weiß-Fotografie, mittig ist ein orangefarbener Kreis mit dem Namen der Autorin und dem Titel.
Absolut empfehlenswert!!! Der Roman erscheint im Dezember 2019 als e-Book und Taschenbuch.
Zur Autorin Charlotte Kliemann:
Charlotte Kliemann wuchs im Essener Stadtteil Margarethenhöhe auf und ist somit ein echtes Ruhrgebietskind.
Zunächst besuchte sie die Schule und das altsprachliche Gymnasium in Essen und studierte später an der Westfälischen Wilhelmsuniversität (WWU) in Münster Biologie und Medizin.
Während ihrer Familienauszeit nahm sie erneut ein Studium auf. Diesmal in den Fächern Literaturwissenschaft und Philosophie.
Lange Zeit widmete sie sich der Familie und der Betreuung ihrer vier Kinder, lektorierte nebenbei wissenschaftliche Arbeiten und füllte die Schubladen ihres Schreibtisches mit Romankonzepten und -fragmenten.
Lange Zeit widmete sie sich der Familie und der Betreuung ihrer vier Kinder, lektorierte nebenbei wissenschaftliche Arbeiten und füllte die Schubladen ihres Schreibtisches mit Romankonzepten und -fragmenten.
Doch um sich neu zu erfinden, ist es nie zu spät – also machte sie mit ihren schriftstellerischen Ambitionen ernst und veröffentlicht nun ihren Roman, „Die Zeit der vergessenen Kinder“ im FeuerWerke Verlag.
Sie lebt in Lübeck und arbeitet als freiberufliche Autorin und Lektorin.
Sie lebt in Lübeck und arbeitet als freiberufliche Autorin und Lektorin.
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